Nach 0:2 noch 4:2: Milan düpierte Juve


AC Mailand – Juventus Turin 4:2 (0:2), Stadion Giuseppe Meazza Mailand, Serie A, 07.07.2020, DAZN


Das Spiel schien gelaufen: 2:0 führte Juventus Turin nach 53. Minuten beim AC Mailand und kaum jemand hatte damit gerechnet, dass die Gastgeber dieses Spiel noch drehen. Doch das Erstaunliche geschah: Milan schoss vier Tore in 18 Minuten und gewann 4:2 gegen den souveränen Tabellenführer der Serie A.


Vielleicht sollte mir die „Alte Dame“ Juventus verbieten, ihre Spiele anzusehen. Vier Mal habe ich den italienischen Serienmeister in dieser Saison gesehen und nur gegen Atalanta Bergamo gewann er mit sehr viel Glück. Gegen Lazio Rom, Hellas Verona und jetzt den AC Mailand aber patzte er, bei nur vier Niederlagen in bislang 31 Spielen ist das schon eine erstaunliche Bilanz.

Aber höchstwahrscheinlich werden die Turiner auch in diesem Jahr unangefochten Meister. Ein Sieg gegen Milan und sie hätten zehn Punkt Vorsprung auf Lazio Rom gehabt. Es wäre der neunte Erfolg in Serie, die italienische Serie A ist in Titelfragen genauso langweilig wie die Bundesliga, wo Bayern München ja seit 2013 nach Belieben dominiert und der Titelkampf nur noch eine Farce ist.

Der AC Mailand war mal mindestens auf Augenhöhe mit Juventus, doch das ist längst vorbei. Inzwischen heißt das Ziel nicht mehr Champions, sondern Europa League. Im Herbst sah es mal wieder düster aus, doch in diesem Jahr hat sich das Team von Trainer Stefano Pioli gefangen. Nach der Corona-Pause siegte Milan gegen Lecce, AS Rom und Lazio Rom, nur gegen Ferrara gab es ein Remis.

Auch gegen Juve begannen die Rossoneri durchaus selbstbewusst. „Das Spiel hat was Antikes“, witzelte DAZN-Kommentator Carsten Fuß und bezog sich auf die Altstarts Cristiano Ronaldo (35) bei Turin und Zlatan Ibrahimovic (38) bei Milan. Auf der Juventus-Bank (in Corona-Zeiten auf derTribüne) saß zudem noch Torwartlegende Gigi Buffon (42). Passend dazu begleitete Andreas Brehme, Weltmeister von 1990 und einst unter anderem in Diensten von Inter Mailand, das Geschehen als DAZN-Experte.

Nun war Brehme ein großartiger Fußballer, aber rhetorisch begabt war er leider nie. Das machte allerdings erst mal nichts. Die erste Halbzeit begann intensiv von beiden Seiten, aber mit wenigen Torchancen. Und je länger es dauerte, desto mehr Unterbrechungen  gab es, desto zerfahrener wurde es. Da konnten Fuß und Brehme an vergangene Heldentaten der WM 1990 erinnern, als Brehme und Deutschland Weltmeister wurden und Kolumbiens Carlos Valderrama von der Bahre sprang.

Rebic traf, Calanoglu trieb an

Nach der Pause wurde es dann ein verrücktes Spiel: Erst marschierte Juves Rabiot fast über den gesamten Platz, manövrierte dabei mehrere Milan-Spieler aus und traf nach 47 Minuten zum 1:0. Es kam noch besser für die Gäste: Fast Slapstick mäßig behinderten sich die Milan-Innenverteidiger Kjaer und  Romagnoli bei einem langen Ball von Juan Cuadrado und Cristiano Ronaldo bedankte sich mit dem 2:0 für Juve. Ibrahimovic wird das besonders geärgert haben, denn „für ihn kommt der einzige Ronaldo immer noch aus Brasilien“, wie Fuß launig erzählte.  

Der Videobeweis brachte Milan wieder ins Spiel: Bonuccis Handspiel war erst kaum zu erkennen, doch dann pfiff Schiedsrichter Guida Elfmeter und Ibrahimovic verwandelte. Der Schwede legte dann auch zum 2:2 durch Kessie auf, eine Minute später hieß es sogar 3:2 durch Leao auf Vorarbeit von Rebic. Den ehemaligen Frankfurter hatte Brehme anfangs der zweiten Halbzeit noch kritisiert („von ihm kommt zu wenig“), jetzt kurbelte er mit Hakan Calhanoglu, einem weiteren ehemaligen Bundesligaspieler, das Milan-Spiel an. Von Juve kam erstaunlich wenig, nach katastrophalem Fehlpass des eingewechselten Alex Sandro traf Rebic zum 4:2.

Schade, dass ich kein Italienisch spreche. Ich hätte gerne mal gewusst, was die Trainer so auf das Spielfeld gerufen haben – besonders Juve-Coach Maurizio Sarri. Einmal übersetzte Fuß: „Ein bisschen mehr Seele“, forderte Sarri. Seine Mannschaft wirkte zunehmend hilflos.

Zlatan Ibrahimovic stand da schon nicht mehr auf dem Platz, es soll seine letzte Saison im Dress des AC Mailand sein. Aber ob  Ralf Rangnick, der wahrscheinlich zukünftige Milan-Trainer, ein Mann nach seinem Geschmack wäre? Ich habe da meine Zweifel. 


 


 

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