Keine Pokalromantik: Saarbrücken ohne Chance gegen Leverkusen


1.FC Saarbrücken – Bayer 04 Leverkusen 0:3 (0:2), Hermann-Neuberger-Stadion Völklingen, DFB-Pokal Halbfinale, 09.06.2020

Die Sensation fand nicht statt. Leicht und locker spazierte Bundesligist Bayer Leverkusen mit 3:0 beim Regionalligisten 1.FC Saarbrücken ins DFB-Pokalfinale. „Wir sind das Spiel von Anfang an seriös angegangen“, sagte Bayer-Trainer Peter Bosz später. So ernsthaft, dass der Viertligist nie eine Chance hatte.

Es hätte so schön sein können. Ein entfesselter Außenseiter, angetrieben von einem begeisterten Publikum, wird zu einer absoluten Höchstleistung getrieben. So wie es Saarbrücken in den Runden zuvor gegen diverse Bundesligisten und Zweitligisten praktiziert hatte.

Doch es ist bekanntlich Corona-Zeit und die Pandemie hatte etwas gegen einen Hexenkessel im altehrwürdigen Hermann-Neuberger-Stadion zu Völklingen, dass dem gefallenen Traditionsclub FCS seit einiger Zeit als Ausweichquartier dient. Keine Zuschauer, nur die Elektrik im Stadion brummte und so wirkte die nach dem ehemaligen DFB-Präsidenten benannte Anlage eben wie eine xbeliebige Bezirkssportanlage.

„Wir haben eher einen Schlacht- als einen Matchplan“, hatte FCS-Coach Lukas Kwasniok noch kurz vor Anpfiff verkündet. In der Realität sah das nach zwei Ketten mit einem 5-5-0-System aus. „Wie gemacht für Bayer“, stellte ARD-Experte Thomas Broich schnell fest.

Leverkusen zeigte sich von Beginn an hoch konzentriert, Saarbrücken kam erst gar nicht in die Zweikämpfe. In der Zentrale zogen Charles Aranguiz und Kerem Demirbay gekonnt die Fäden und als der Außenseiter etwas besser ins Spiel fand, spielte Demirbay einen Traumpass auf den klug gelaufenen Moussa Diaby und es stand 1:0. Dem folgte das 2:0 in der 19. Minute durch Lucas Alario nach einem Saarbrücker Missverständnis zwischen Torwart Daniel Batz und Kollege Manuel Zeitz. Aber wie der Mittelstürmer diesen Ball locker mit dem linken Fuß aus spitzem Winkel ins Tor bugsierte, war schon gehobener Fußball.

Demirbay der Spieler des Spiels

Damit war das Spiel quasi gelaufen. In der ersten Halbzeit war Bayer hoch überlegen, Saarbrücken war zudem die Matchpause seit März anzumerken. Zur Pause hieß das Chancenverhältnis 0:6.

Nach der Pause kam der FCS besser in die Partie, hatte sogar Chancen, doch das 0:3 durch Karim Bellarabi nach Vorarbeit des überragenden Demirbay beendete die Hoffnungen des Viertligisten. Jetzt konnte Bayer einen Gang zurückschalten. Saarbrücken machte zwar unverdrossen weiter, doch der Bundesligist hatte die Lage jederzeit im Griff.

„Wir waren nicht eklig genug“, sagte Kwasniok nach dem Spiel und ärgerte sich, dass sein Team nicht so in das Spiel fand wie geplant.  

Einen guten Aspekt haben diese Geisterspiele dennoch: Der Zuschauer bekommt mit (wenn die Mikros dementsprechend postiert sind), wie die Trainer coachen. Lukas Kwasniok und Peter Bosz waren deutlich zu hören und das war wiederum sehr interessant. Bosz kommentierte fast jeden Spielzug, blieb aber völlig ruhig, nur einmal beschwerte er sich beim Schiedsrichter. Interessant war etwa, wie er Youngster Florian Wirtz korrigierte.

Kwasniok feuerte seine Akteure immer wieder an, besonders der Name Mario Müller fiel anfangs häufig. Auch von den auf der Tribüne platzierten Ersatzspielen waren einige Kommentare zu hören. Eben wie in der Kreis- und Bezirksliga, aber mit Zuschauer ist es doch schöner.



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