Inter eine Nummer zu groß für Bayer

Inter Mailand – Bayer 04 Leverkusen 2:1 (2:1), Merkur Spiel-Arena Düsseldorf, Europa League-Viertelfinale, Endturnier in Deutschland, 10.08.2020, RTL

2019/2020 war dann doch eine Saison der verpatzten Möglichkeiten für Bayer Leverkusen: Mit 1:2 unterlag die Werkself im Europa League-Finalturnier Inter Mailand. Damit verabschiedete sich der letzte deutsche Vertreter aus der Europa League – wie fast immer in den letzten Jahren. Aber Inter war in einem intensiven und interessanten Spiel einfach eine Nummer zu groß.

So etwas müssen Trainer wohl erzählen nach einer Niederlage. „Da war mehr drin“, bemühte auch Bayer-Trainer Peter Bosz diese Floskel. Obwohl sein Team die zweite Halbzeit zumindest optisch gleichwertig gestaltete, war der Sieg des aktuellen italienischen Vizemeisters verdient. 11:3 Torchancen für Inter habe ich gezählt, Torhüter Lukas Hradecky verhinderte eine höhere Leverkusener Niederlage.

Nach langer Pause guck‘ ich mal wieder Fußball beim ansonsten grauenhaften Sender RTL. Das bedeutet: Es wird live übertragen aus einer Strandbar am Kölner Rheinufer mit Moderatorin Laura Wontorra und Experte Roman Weidenfeller, dem ehemaligen BVB-Keeper. Die beiden waren seit 20:15 auf Sendung und ich möchte gerne wissen, wer sich das alles von Beginn antut. Dieses Werbegewitter mit kurzen Moderationen und Filmen. Das Vorgeplänkel schenke ich mir also wie üblich und komme gerade in den letzten Werbeblock, bevor Kommentator Marco Hagemann und Experte Steffen Freund (auch ein ehemaliger Dortmunder Spieler) sich melden.

Die beiden haben schnell erkannt, wer das Spiel dominiert. Inter presste früh, machte die Räume dicht und stellte Leverkusen vor große Probleme. Das ist allerdings kein Wunder bei der individuellen Klasse der einzelnen Akteure des Teams von Antonio Conte: Handanovic, de Vrij, Godin, Brozovic, Barella und die beiden Angreifer Lukaku und Lautaro Martinez haben nicht nur klangvolle Namen.

Der wuchtige Romelu Lukaku machte schon wie gegen Getafe den Unterschied: Beim 1:0 verteidigte er geschickt den Ball, der irgendwann dann bei Nicolo Barella landete und der sehr talentierte Mittelfeldspieler traf gekonnt per Außenrist zum 1:0. Höchst anspruchsvoll auch das 2:0: Lukaku arbeitete mal wieder wuchtig mit seinem Körper, setzte sich gegen Bayers Edmond Tapsoba durch und traf im Fallen zum 2:0. „Weltklasse“ fand nicht nur Steffen Freund.

„Mauer“ Lukaku

„Ich habe mit Tapsoba geredet, das war natürlich eine Monsteraufgabe für ihn. Natürlich tut ihm das alles ein bisschen leid, aber es ist unmöglich, so eine Mauer zu verteidigen. Das zweite Tor hat er natürlich gut gemacht", sagte Keeper Lukas Hradecky nach dem Spiel. Lukaku hatte noch die Chance zum 3:0, doch er scheiterte am gut reagierenden Hradecky.

Leverkusens erste gute Aktion führte quasi im Gegenzug zum 1:2, als Kai Havertz und Kevin Volland gut kombinierten und der Noch-Bayer Havertz zum 1:2 traf. Aber die erste Halbzeit gehörte eindeutig den Italienern. Leverkusen bekam nie Tempo ins Spiel, musste häufig quer passen oder zurückspielen, weil Inter keine Lücken anbot.

Ob Peter Bosz nicht falsch gelegen habe, fragten Hagemann und Freund schon früh. Ob es nicht besser gewesen wäre, mit einer Dreier-Abwehrkette zu agieren? Personell musste Bayer kurz vor Anpfiff umdisponieren: Jonathan Tah rückte kurzfristig für den verletzten Sven Bender ins Team, aber es blieb beim System mit zwei Innenverteidigern.  

In der zweiten Halbzeit sah es für Bayer zumindest optisch besser aus, aber Torchancen gab es gegen das sichere Mailand-Bollwerk kaum. Nur Kerim Demirbay sorgte mit einem Fernschuss für etwas Gefahr. Inter hatte alles unter Kontrolle und zeigte Leverkusen eindeutig die Grenzen – wie schon der FC Bayern im DFB-Pokalfinale. Nicht verwunderlich: Bayern und Inter haben den besseren Spielerkader und sind finanziell deutlich besser aufgestellt. 

Auf der Pressekonferenz danach ging es dann mehr um die Zukunft von Jungstar Kai Havertz, der vielleicht zum FC Chelsea wechseln wird. An diesem Abend aber ging Havertz trotz seines Tores mit unter. „Er spielt im nächsten Jahr bei Heracles Almelo in Holland“, witzelte Trainer Bosz. Ehrendivision, Platz Acht – Humor hat er ja, der Trainer. Die Social Media-Abteilung von Almelo reagierte schnell und präsentierte Havertz im Heracles-Trikot.

 

 

 


  

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