Der FC Bayern regiert den Fußball in Pandemie-Zeiten

Paris Saint-Germain – FC Bayern München 0:1 (0:0), Estadio da Luz Lissabon, Finale Champions League, 23.08.2020, DAZN/Sky/ZDF

Der FC Bayern München hat endgültig die Weltherrschaft im Fußball übernommen. Klingt natürlich übertrieben, war ja nur die europäische Meisterschaft. Aber in der Champions League spielen die besten Fußballer der Welt und diese gewann der FC Bayern durch ein 1:0 gegen Paris Saint-Germain.

Es war ein hart umkämpftes Spiel, das entscheidende Tor schoss ausgerechnet der in der PSG-Jugend großgewordene Kingsley Coman. Der den Verein dann verließ, weil er aufgrund der ganzen zugekauften Spieler sportlich dort keine Chance hatte. Trainer Hansi Flick hatte auch hier Geschick bewiesen, in dem er Coman statt Ivan Perisic in die Mannschaft stellte.

Der Sieg im Geister-Finale sorgte für das Triple nach der lockeren Meisterschaft und dem imponierenden Pokalsieg. Das Team von Hansi Flick ist die Mannschaft der Corona-Saison. Fragen und Antworten zum Triumph der Unersättlichen aus München.

War Bayern so gut?

Es war nicht das Offensivspektakel, mit dem viele gerechnet hatten. Bayern München und Paris Saint- Germain lieferten sich einen harten Kampf mit relativ wenigen Torchancen. Das spricht für die gute Defensivleistung beider Mannschaft. Es war ein Treffen auf hohem Niveau. „Ein hochintensives und packendes Finale mit Torchancen auf beiden Seiten, Spannung, Nickligkeiten und Emotionen, aber auch einigen Fehlern“, meinte der kicker und gab dem Spiel die Note 2. Bayern war schon gut, presste früh, stand zudem in der zweiten Halbzeit sehr sicher. Dazu rettete Manuel Neuer dreimal herausragend gegen Neymar, Mbappé und Marquinhos. „Drei Glanzparaden für das Triple“, titelte der kicker in seiner Printausgabe und wählte Neuer zum Spieler des Tages.   

Warum unterlag PSG?

Die Franzosen waren nicht schlechter, es waren Nuancen, die das Spiel zugunsten der Deutschen entschieden. Thomas Tuchel hatte sein Team unverändert zu den letzten Erfolgsspielen auf den Platz geschickt. Welches Format PSG hat, war oft zu erkennen. Etwa, wenn sie mit großer Ballsicherheit das Pressing der Bayern überspielten. Doch Neymar und Mbappé, das Duo, das den PSG-Besitzern aus Katar 400 Millionen Euro wert war, blieb diesmal blass.

Besonders der Brasilianer, in den Spielen des Turniers vorher sehr stark, fand im Finale kaum statt. Und da auch Angel di Maria ohne große Wirkung agierte, lahmte das Offensivspiel der Franzosen. Dass ausgerechnet der ehemalige PSG-Nachwuchsspieler Coman das entscheidende Tor schoss, war zusätzlich bitter. Ein Spieler, für den im aktuellen Team mit den teuren Fremdzugängen kein Platz ist. Wie bei so viele andere großartige Talente aus dem starken PSG-Nachwuchs: Dan-Axel Zagadou (Borussia Dortmund), Christopher Nkunku (RB Leipzig) oder Moussa Diaby (Bayer Leverkusen) sind nur drei aktuelle Namen. Eine Tatsache, die viele im Umfeld des Klubs zornig macht.

Die Zukunft

Den FC Bayern mag man oder mag ihn nicht. Der Kolumnist gehört zur zweiten Kategorie und auch er freute sich, dass der Bundesliga-Rekordmeister im Herbst mal so richtig von Eintracht Frankfurt verhauen wurde. Mit 1:5 unterlagen die Münchner und präsentierte sich in einem desolaten Zustand. Aber die Bayern sind am gefährlichsten, wenn sie angeknockt sind. Hansi Flick löste als Trainer Robert Kovac ab und ab diesem Zeitpunkt lief es: nur noch einmal verloren die Bayern. Ansonsten aber gewannen sie alles und spielten dabei überzeugenden Fußball.

Nachdem der FC Bayern in der Hinrunde scheinbar nur aus den Säulen Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Robert Lewandowski bestand, schaffte es der harte Arbeiter Flick, schon abgeschriebene Spieler wieder zu neuem Glanz zu bringen. Jerome Boateng ersetzte den verletzten Niklas Süle fast fehlerlos, David Alaba rückte in die Innenverteidigung und imponierte durch sein gutes Spiel- und Raumverständnis. Auf seiner ehemaligen Position wurde der junge Kanadier Alphonso Davies zur Entdeckung der Saison.

Thomas Müller, unter Kovac meist auf der Bank, lief unter Flick wie wiedergeboren auf den Platz und knüpfte an alte Glanztage an. Dazu wurde Leon Goretzka, der einstige Bochumer und Schalker, immer spielbestimmender.

Mit insgesamt 125 bis 135 Millionen, so der kicker, dürfen die beiden Finallisten aus der Vermarktung der UEFA rechnen. Das macht die Münchner noch reicher, in der Bundesliga dürften sie die nächsten Jahren unangefochten an der Spitze stehen. Aus dem aktuellen Team wird wahrscheinlich nur Mittelfeldstratege Thiago gehen, dafür kommt mit Leroy Sane von Manchester City ein anderer Top-Mann. Die Bayern sind das einzige Team in Deutschland, das mit den anderen Geldeseln des internationalen Fußballs mithalten kann und keine Spieler verkaufen muss.

Kurzum: Der deutsche Fußballmeister wird wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren FC Bayern München heißen. Da kann sich Borussia Dortmund noch so strecken, die anderen Vereine aus der Bundesliga sind noch viel weiter entfernt. Das macht die Bundesliga leider total langweilig. Wenigstens lässt sie sich dann viel schwerer vermarkten.     

 

 
 
Fairer Verlierer: Thomas Tuchel, Trainer von Paris SG, nach dem Spiel
  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Keine Pokalromantik: Saarbrücken ohne Chance gegen Leverkusen

Nagelsmann, Olmo und Leipzig besiegten Hoffenheim

Nach diesem Pokal-Krimi kannte jeder Olaf Thon