Werder ohne Mittel gegen kompakte Heidenheimer


Werder Bremen – 1.FC Heidenheim 0:0, Wohninvest Weserstadion Bremen, Relegation Bundesliga/2. Liga, 02.07.2020, DAZN


Das Zittern bei Bundesligist Werder Bremen geht weiter, der Traum von der Bundesliga bleibt bei Zweitligist 1.FC Heidenheim bestehen: Torlos trennten sich beide im ersten Relegationsspiel um Aufstieg bzw. Abstieg, das Rückspiel in Heidenheim am Montag verspricht Spannung.

Die grössten Aufreger in einer weitgehend ereignislosen Partie gab es kurz vor Schluss: Erst hatte Werder die große Chance, als FC-Keeper Kevin Müller den glitschigen Ball fallen ließ und Verteidiger Busch gegen Bittencourt auf der Torlinie rettete. Das Team von der Ostalb hatte in der Nachspielzeit die Riesenmöglichkeit, als der Kopfball von Innenverteidiger Beermann nach Schnatterer-Ecke knapp am Bremer Tor vorbeiging.

Nun sind diese Relegationsspiele nicht unbedingt fußballerische Feuerwerke, denn dafür steht zu viel auf dem Spiel. Über Sinn und Zweck lässt sich zudem streiten, denn eigentlich wäre Werder Bremen nach dieser Katastrophen-Saison ein verdienter Absteiger und hätte sich Heidenheim den Aufstieg sportlich erarbeitet, auch wenn erst die Dämlichkeit des einstigen Bundesliga-Dinos Hamburger SV den Weg wies. Aber die Fernsehsender als grösste Geldgeber der Liga brauchen Futter und deshalb gibt es noch einmal ein „Schmankerl“ zum Saisonschluss.  



Trainer-Analyse vor dem Spiel: Florian Kohfeldt


Wer jetzt dachte, die Bremer wären nach dem letzten 6:1-Erfolg gegen desolate Kölner voller Selbstvertrauen und Heidenheim von der 0:3-Niederlage zuletzt gegen Meister Bielefeld angeschlagen, lag natürlich falsch. Frank Schmidt, seit 2007 Trainer beim 1.FC und mit dem Klub von der Oberliga über die Dritte Liga in die Zweite Liga aufgestiegen, hatte zwar mit einigen Personalien wie Sessa (erst 15 Minuten in dieser Saison gespielt) und dem schnellen Multhaup überrascht. Doch er lag richtig: Sein Team presste früh, stand gerade in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld sehr gut, wo man die Bremer Angreifer teilweise sehr eng beschattete. 

„Das Spiel durch die Mitte verhindern und nach außen drängen“, hatte DAZN-Experte Ralph Gunesch die Heidenheimer Taktik schnell erkannt. Zumal man den Bremer Linksverteidiger Friedl  als Schwachstelle im Spielaufbau ausgemacht hatte.

Arm an Höhepunkten

Werder kam mit dieser Kompaktheit überhaupt nicht zurecht, wirkte – nicht verwunderlich – nervlich angespannt und fand sich immer wieder in Eins zu Eins-Situationen, die sie gegen die körperlich starken Gäste meist verloren. Heidenheim aber setzte nicht nur auf defensive Stabilität, sondern versuchte durch schnelles Umschalten, sich dem Bremer Tor zu nähern.

Dennoch blieb es eine Partie ohne große Höhepunkte, auch wenn die Trommeln, Tröten und Kuhglocken der Betreuer ein wenig Matchatmosphäre in das Geisterspiel brachten. Zur Pause forderte Marco Bode, früher Bremer Spieler und jetzt Aufsichtsratsvorsitzender, „mehr Risiko“ von seiner Mannschaft, um dann im nächsten Satz wieder zu relativieren.

Auch in Halbzeit 2 prasselte der Regen unaufhörlich und Werder biss sich weiter an der Heidenheimer Kompaktheit die Zähne aus. Ein Spieler wie der vor der Saison zu Fenerbahce Istanbul gewechselte Max Kruse fehlte mit seinem Spielwitz. Kruse konnte Werder nie adäquat ersetzen, auch ein Grund, warum das Team zum Abstiegskandidaten wurde. 

„Es schleppt sich“ bemerkte DAZN-Reporter Uli Hebel. Kollege Gunesch war sehr angetan vom Heidenheimer Zweikampf-König Griesbeck und den beiden Innenverteidigern Mainka und Beermann, aber das Spiel zog sich und lebte nur noch von der Dramatik. Bis es dann in der Schlussphase ganz kurz mal eskalierte. 

Frank Schmidt konnte nach dem Spiel seiner Mannschaft gratulieren für eine „sehr disziplinierte Leistung über 90 Minuten, in denen wir kaum Torchancen zugelassen haben“. Florian Kohfeldt attestierte hingegen seinem Werder-Team eine sehr schlechte Leistung. „Wir haben nie das gemacht, was wir wollten“, sagte der Bremer Trainer. Heidenheim habe seine Taktik „brutal durchgezogen“. Es könnte ein heißer Tanz auf der Ostalb werden.

Die Werder-Analyse des kicker

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Keine Pokalromantik: Saarbrücken ohne Chance gegen Leverkusen

Nagelsmann, Olmo und Leipzig besiegten Hoffenheim

Nach diesem Pokal-Krimi kannte jeder Olaf Thon