Atalanta drehte noch das Spiel

Atalanta Bergamo – Lazio Rom 3:2 (1:2), Gewiss Stadion Bergamo, Serie A, 24.06.2020, DAZN


Das Duell der offensivstärksten Teams der italienischen Serie A hielt, was es versprach: 3:2 schlug Atalanta Bergamo (Platz 4) Lazio Rom (Platz 2) und holte dabei einen 0:2-Rückstand auf. Es war besonders in Halbzeit 1 ein tolles Fußballspiel mit vielen starken Aktionen in der Offensive.

So ist es eben, wenn zwei Teams, die immer nur vertikal nach vorne spielen, aufeinandertreffen und keine Mannschaft mit mehreren Ketten ihr Tor verbarrikadiert. Nach einigen öden Kicks der letzten Woche aus La Liga war Bergamo gegen Lazio trotz fehlender Zuschauer und Stimmung eine schöne Abwechslung.

Atalanta Bergamo ist ein Beispiel, wie nah Triumph und Tragödie in Fußball und Leben liegen. Das Team spielte den spektakulärsten Fußball der Serie A, die Spiele gegen Juventus und den AC Mailand waren das Beste, was ich in der ersten Halbserie gesehen habe, Obwohl eingefleischter BVB-Fan, war ich ein wenig verliebt in den Klub aus der Lombardei. Dann kam die Corona-Krise – und Bergamo stand im Mittelpunkt der Corona-Pandemie in Italien.

„Das Heimspiel gegen Valencia war für uns ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist“, sprach Robin Gosens, Atalantas deutscher Mittelfeldspieler, das Achtelfinale der Champions League an. Aber dieser Traum  wurde auch zum „Alptraum, weil sich vielleicht viele Fans gegenseitig mit dem Virus angesteckt haben.“ Er habe immer noch das Gefühl, „dass man draußen in einer kranken Stadt unterwegs ist.“

Vielleicht heilt ja der Fußball ein paar der Wunden, auch wenn sich das jetzt ziemlich pathetisch anhört. Doch der Gast aus Rom, für den es das erste Spiel nach vier Monaten Pause war, begann ungemein stark. Lazio spielt bislang eine herausragende Saison, die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi ist erster Verfolger von Tabellenführer Juventus. Dieses Selbstvertrauen war von Minute eins zu spüren. 

„Das oberste Fußballregal“ nannte DAZN-Kommentator Carsten Fuß die Partie schon nach wenigen Minuten. Lazio führte bereits nach fünf Minuten durch ein Eigentor von Marten de Roon. Experte Christian Bernhard lobte Lazios „unheimlichen“ Zug nach vorne.  

Bernhard und Fuß waren zudem begeistert von Mittelfeldspieler Sergej Milinkovic-Savic:  „Offensiv derzeit einer der besten Mittelfeldspieler überhaupt“, meinten sie unisono. Der Serbe mit dem Doppelnamen traf dann auch wunderbar zum 2:0 für die Gäste.

Die Wende durch Robin Gosens

Immer wieder war im leeren Stadion Trainer Simone Inzaghi zu hören. Oft hörte man ihn „Ciro“ rufen, damit war der ehemalige Dortmunder „Fehleinkauf“ Ciro Immobile gemeint, der in Italien seit Jahren der Top-Torjäger ist. Doch Immobile blieb trotz aller Bemühungen erfolglos, dafür kam Atalanta von Minute zu Minute besser ins Spiel. Die Partie wog jetzt hin und her, das Tempo war trotz der langen Pause atemberaubend.

In der 39. Minute fiel dann das 1:2 durch Robin Gosens nach präziser Flanke von Hans Hateboer. Es hatte sich angedeutet, auch weil Gosens seine defensiven Probleme gegen Manuel Lazzari zunehmend in den Griff bekam.

Nach der Pause dominierte Bergamo immer mehr, die Römer kamen kaum noch zur Entlastung. Jetzt wirbelte „Papu“ Gomez bei Atalanta, wurde das Spiel der Gastgeber immer präziser. Das 2:2 durch einen tollen Fernschuss des immer besser werdenden Ruslan Malinovskyi war die Konsequenz. Atalanta legte noch einen drauf, traf nach einer Ecke durch Innenverteidiger Jose Luis Palomino, Thomas Strakosha im Lazio-Tor flog am Ball vorbei. Strakosha hatte davor allerdings einige Male glänzend reagiert. 

 „Lazio ist körperlich k.o, lässt von Minute zu Minute mehr nach“, stellte Christian Bernhard schon früh in Halbzeit 2 fest. Dem Experten fehlten die „Läufe in die Tiefe“, die die Gäste anfangs so stark gemacht hatten. Die lange Pause war ihnen jetzt anzumerken.

Auch Inzaghi wurde ruhiger, Atalanta hätte das Ergebnis noch ausbauen können. So jubelte am Ende auch Juventus Turin, das damit seinen Vorsprung in der Serie A auf vier Punkte ausbauen konnte.



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