Klopps Borussia deklassierte die Bayern
Borussia Dortmund – FC Bayern München 5:2 (3:1), Olympiastadion Berlin, DFB-Pokalfinale, 12.05.2012, ZDF-Mediathek
Es war vielleicht die größte Stunde in den Erfolgsjahren von Trainer Jürgen Klopp beim BVB: Mit 5:2 distanzierte Borussia Dortmund im Pokalendspiel 2012 den FC Bayern München und sicherte sich damit nach einer großartigen Meistersaison auch den DFB-Pokal.
Irgendwann beim Stande vom 4:1 für Schwarzgelb schwenkte die
Kamera auf Bayern-Macher Uli Hoeneß. Seine Miene sagte alles:
Enttäuschung, Frust, Zorn. Der stolze FC Bayern München wurde
gerade in alle Einzelteile zerlegt. Da konnte der Betrachter schon ahnen, dass
Hoeneß und seine Kollegen nach dieser Schmach nicht zur Tagesordnung übergehen
würden.
Heute scheint das schwer
vorstellbar, aber Dortmund hatte in den
Spielzeiten 10/11 und 11/12 viermal in der Bundesliga gegen die Bayern
gewonnen. Im Pokalfinale der besten deutschen Teams ging es früh so
weiter:
Denn schon nach drei Minuten führte der BVB 1:0, Luiz Gustavo hatte
einen
katastrophalen Pass gespielt, „Kuba“ Blaszczykowski quer vorgelegt und
Shinji
Kagawa, Dortmunds Discount-Einkauf aus Japans Zweiter Liga, vollendete
zum 1:0.
Die Münchner trafen im Mai 2012 auf einen Gegner mit viel Format und
Selbstvertrauen. Es waren die goldenen Jahre unter Trainer Jürgen Klopp. Der
frühere Mainzer und aktuelle Erfolgscoach des FC Liverpool hatte den
„schlafenden Riesen“ Borussia Dortmund geweckt. 2010/2011 holte der BVB die
Meisterschaft und 2011/2012 gewann Dortmund nach einer famosen Rückrunde erneut
den Titel. 81 Punkte waren eine tolle Bilanz.
Viele Dortmunder Akteure befanden sich im Zenit ihrer Karriere: So
gut wie in diesen Spielzeiten waren Shinji Kagawa, „Kuba“ Blaszczykowski,
Marcel Schmelzer, Neven Subotic, Kevin Großkreutz und auch Lukas Piszczek (trotz
vieler guter Leistungen danach) später nie wieder. Andere wie Mats Hummels,
Robert Lewandowski oder Ilkay Gündogan standen noch am Anfang ihrer illustren
Karriere. Nicht zu vergessen Urgesteine wie Torwart Roman Weidenfeller und
Kapitän Sebastian Kehl, die unter Klopp konstant gut spielten.
An diesem Abend im Berliner Olympiastadion gab es für die
Bayern nichts zu holen. Zwar glich das Team von Trainer Jupp Heynckes per
Foulelfmeter durch Robben aus, doch auch die Verletzung von BVB-Keeper Roman
Weidenfeller nutzte dem FCB nichts. Ersatz Mitch Langerak spielte weitgehend
souverän.
Lewandowski gnadenlos gegen seinen späteren Klub
Dortmund wirkte über weite Strecken höchst fokussiert. In
typischer Klopp-Taktik störte der BVB früh, machte die Seiten dicht und schuf
fast immer Überzahl gegen den Ball. Wenn dann der Ball erobert war, schalteten die Westfalen
blitzschnell um.
Zudem bestrafte der BVB gnadenlos die Fehler der Münchner.
Mats Hummels machte per Foulelfmeter das 2:1, Robert Lewandowski traf noch vor
der Pause zum 3:1. Drei Torchancen, drei Tore – das nennt man 100 Prozent.
Besonders Lewandowski wurde für den Rekordmeister zum
Alptraum und netzte noch zweimal zum 4:1 und 5:1 ein. Riberys 2:4 war nur noch
Ergebniskosmetik.
Nach Chancen war es ein ausgeglichenes Spiel, doch Spannung kam eigentlich nie auf. Weil die Bayern eklatant patzten und es so Dortmund leicht machten.
Später verlor der FC Bayern auch noch das Champions League "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea. Doch der Rekordmeister kam aus dem Tief: 2013 schaffte er das Treble aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League. Im Finale gab es ein 2:1 gegen den BVB.
Die Münchner bedienten sich später beim Erzrivalen: Erst
Mario Götze (2013) und später Robert Lewandowski (2014) und Mats Hummels (2016)
wechselten nach München. Besonders Letztere waren schwere Verluste, die
Dortmund nicht kompensieren konnte. Immerhin kehrte Hummels 2019 zurück, doch
Lewandowski, der dreifache Schütze aus dem Pokalfinale, trifft weiter regelmäßig gegen
die Borussia.
Das Dortmunder Erfolgsteam brach auseinander. Der FC Bayern
München wurde unbeschreiblich überlegen, die Langeweile in der Liga immer
größer. Der so triumphale Pokalsieg: Er entwickelte sich für den BVB zum Bumerang.
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