BVB triumphierte gegen den Favoriten Köln


Borussia Dortmund – 1.FC Köln 3:1 (1:0), Neckarstadion Stuttgart, Endspiel Deutsche Meisterschaft, 29. Juni 1963, DVD „Nur die Besten – 10 BVB-Spiele aus 100 Jahren“

Kein aktueller Fußball wegen der Corona-Krise. Da bleibt für Enthusiasten nur das Internet oder die DVD-Sammlung. Unser erster Blick in die Historie: Das letzte Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1963 zwischen Borussia Dortmund und dem 1.FC Köln. Mit 3:1 siegte der BVB und holte sich seinen dritten Meistertitel. Der 1.FC Köln, Meister 1962, wurde ein Jahr später erster Champion der Bundesliga.  

Es war eine andere Fußballwelt: Die Bilder in Schwarz-Weiß, die Mannschaften ohne Trikotwerbung, keine Bandenwerbung, die Zuschauer teilweise mit Krawatte, aber nur wenige Fan-Utensilien. Nur Fahnen gab es schon. Beide Teams spielten im 2-3-5 System: zwei Verteidiger, drei Läufer, fünf Angreifer, wobei der Halbrechte und Halblinke etwas zurückgezogen agierten.
In der damaligen Oberliga West waren Dortmund und Köln die führenden Teams, der FC hatte in der Meisterschaft zwei Punkte Vorsprung. Überhaupt galten die Rheinländer mit ihrem Präsidenten Franz Kremer als erster professionell geführter Verein Deutschlands. Die weißen Trikots des FC orientierten sich am Vorbild Real Madrid. In der Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft hatten sich Köln und Dortmund relativ mühelos durchgesetzt.
Doch den besseren Start an diesem Junitag erwischten die Schwarzgelben. 1956 und 1957 hatte der BVB seine ersten Meisterschaften geholt. Mit Burgsmüller und Bracht waren noch zwei Mann von damals dabei, doch die Borussia 1963 unter Trainer Hermann Eppenhoff hatte viele weitere interessante Aktive: Wolfgang Paul, Dieter Kurrat, Friedhelm Konietzka, Jürgen Schütz oder Reinhold Wosab etwa. Die Spieler stammten überwiegend aus Dortmund und Umgebung, Mittelfeldmotor Alfred „Aki“ Schmidt etwa kam vom SV Berghofen aus dem Dortmunder Süden.
Doch der auffälligste Mann dieser Anfangsphase war der kleine Läufer Dieter „Hoppy“ Kurrat. Nicht nur, dass er nach neun Minuten das Dortmunder 1:0 schoss, bei dem Ewert im Kölner Tor nicht gut aussah. Der aus der eigenen Jugend gekommene Kurrat meldet zudem noch in Manndeckung Hans Schäfer, Kölns Weltmeister von 1954, ab.

Schlagabtausch

Was auffällt: Es gab kaum Quer- und Rückpässe, beide Mannschaften spielten konsequent nach vorne. Etwas mehr Ruhe wäre manchmal angesagt gewesen, es gab doch einige ärgerliche Ballverluste.
Aber das Spiel hatte hohen Unterhaltungswert, weil auch die Kölner jetzt aufdrehten und zu Chancen kamen. Bei Dortmund überragten der baumlange Stopper Paul (was ein Stellungsspiel) und der sprunggewaltige Torwart Bernhard Wessel, der ohne Handschuhe spielte.
Auch Reporter Rudi Michel gefiel der offene Schlagabtausch. Überhaupt ist Michel ein sehr aufmerksamer Beobachter an diesem Tag. Er nennt immer wieder die Spielernamen, analysiert spärlich, aber in der richtigen Dosis und verzichtet auf Nebengeschichten. So wie das früher immer war. Dabei hat er keine Zeitlupe zur Verfügung.
Nach der Pause suchten die Kölner unter ihrem legendären Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski den Ausgleich, doch die Dortmunder verteidigten weiterhin gut. Burgsmüller sogar mit Kopfverband, denn auswechseln konnten die Teams noch nicht.
Es ist ein Spiel mit vielen Zweikämpfen, aber nie unfair. Keiner reklamiert, Schiedsrichter Kurt Tschenscher hat einen ruhigen Nachmittag. 



Die Borussia konterte gut und schaffte nach schöner Einzelleistung von Reinhold Wosab das 2:0 in der 57. Minute. „Aki“ Schmidt erhöhte noch auf 3:0 (65.), der spätere Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger konnte für die Kölner nur noch auf 1:3 verkürzen.
„Das ist moderner Fußball, den Borussia Dortmund spielt“, lobte Michel den Meister 1963. Besonders die Balance gefiel dem Reporter: Während die Außen Kurrat und Bracht eher defensiv standen und damit für Stabilität sorgten, suchte Schmidt immer wieder geschickt die rotierenden Stürmer Konietzka und Schütz. Heute wäre jedoch jeder Trainer nahe am Herzinfarkt, wenn er die Lücken im Mittelfeld sehe.  
Doch so war das damals. Dortmund feierte 1963 seinen dritten Meistertitel, die Stadt war außer Rand und Band. Nur mit dem Double wurde es nichts: Der BVB unterlag im Pokalfinale dem Hamburger SV, dreimal traf Uwe Seeler.  
 

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