Messi blieb blass in „Maradonas Wohnzimmer"



SSC Neapel – FC Barcelona 1:1 (1:0), Stadio San Paolo Neapel, Champions League Achtelfinale, 25.02.2020, DAZN

1:1 trennten sich der SSC Neapel und der FC Barcelona im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Damit haben die Gäste für das Rückspiel die bessere Ausgangssituation. Es war ein gerechtes Unentschieden. Anfangs war es nur etwas für Freunde einer ausgeklügelten Defensiv-Strategie, später kamen dann auch andere Zuschauer auf ihre Kosten. 

Die Napoli-Fans feiern ihn immer noch mit „Diego, Diego“-Sprechchören. Gemeint ist natürlich Diego Maradona, der argentinische Wunderknabe, dessen Fußball-Künste ihn zu einem Heiligen in der Stadt am Vesuv machten. Nur mit Maradona holte das Team aus Süditalien zweimal den Scudetto, dazu 1989 den UEFA-Pokal.  
Jetzt war sein Nachfolger in der Stadt, allerdings im Trikot des Gegners aus Barcelona: Lionel Messi, der weltbeste Fußballer der Gegenwart und ein Landsmann Maradonas. „Messi in Maradonas Wohnzimmer“, formulierte es DAZN-Kommentator Marco Hagemann. Das baufällige Stadio San Paolo war allerdings nicht ausverkauft.
Die Zuschauer erlebten erst einmal eine sehr defensive Heimmannschaft. Neapel stand sehr tief, ließ Barça erst mal kommen. Mit einem 5-4-1-System erwarteten sie die Offensiv-Künstler aus Spanien. 
So hätte Napoli unter Trainer Maurizio Sarri (jetzt Juventus Turin) nie gespielt. Später kam dann Carlo Ancelotti, der schon etwas vorsichtiger agieren ließ. Seit November heißt der Trainer Gennaro Gattuso und sein Team bearbeitete den Gegner so, wie Gattuso selbst als Spieler kickte: zweikampfstark, engagiert, kampfbetont. Freunde kernigen Defensivfußballs kamen zweifellos auf ihre Kosten. 
Barça suchte die Lücke, hatte gefühlte 80 Prozent Ballbesitz. Experte Jonas Hummels war begeistert: „Fantastische 20 Minuten des FC Barcelona“, attestierte er. „Aber ohne Torchance“, widersprach Hagemann.
Dass Napoli auch Fußball spielen kann, zeigte das 1:0 nach toller Vorarbeit von Piotr Zielinski und perfektem Abschluss von Dries Mertens. Dennoch kam die Führung quasi aus dem Nichts mit der ersten gelungenen Offensivaktion. 
„Barça wirkt sehr statisch, kommt nicht hinter die Abwehr. Es gibt keine Läufe in die Tiefe, deshalb viel Quergeschiebe“, analysierte Jonas Hummels.

 Griezmann eiskalt

Schön, dass Experte und Reporter für so etwas noch Zeit haben. Gefühlte 40 Prozent der Kommentare von Marco Hagemann waren allerdings Hinweise auf kommende DAZN-Programme. Nun ist das nicht die Idee von Hagemann, die Schelte verdienen die Verantwortlichen von DAZN (und anderen Sendern), die meinen, damit ihre Zuschauer penetrieren zu müssen. Was manchmal zu grotesken Situationen führt: Auf dem Rasen passiert etwas, der Reporter ist allerdings beim Hinweis auf den Clasico Barcelona – Real am nächsten Sonntag.
Nach der Pause blieb Napoli weiter tief und Barça rannte ohne Ideen an. Auch hier führte die erste gute Aktion zum Ausgleich der Gäste: Griezmann stand mal wieder richtig, Busquets und Nelson Semedo gefielen als Vorbereiter.
Jetzt wurde das Spiel lebhafter, weil Gattusos Team offensiver wurde und damit Räume für die Gäste entstanden. Marc-Andre ter Stegen hielt wie ein Nationalmannschafts-Keeper gegen Insigne und José Callejón, auch die Gäste hatten Möglichkeiten.
Und was machte Lionel Messi? Der kleine Argentinier kurbelte immer wieder an, doch viele seiner Bemühungen versandeten. In Maradonas ehemaligem Wohnzimmer hinterließ er nicht die größten Spuren. Aber, nahm ihn Hagemann in Schutz, er sei ja nervös. Weil in dieser Stätte sein großes Idol die Massen verzauberte. Es lag wohl eher daran, dass ihn Napoli wirkungsvoll bekämpfte.
Im Rückspiel muss Barça auf die gesperrten Busquets und Vidal verzichten. Im spanischen Clasico gegen Real werden sie aber spielen – DAZN-Zuschauer wissen an welchem Tag der nächste stattfindet.
      



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