Herthas Achterbahnfahrt bei der Fortuna
Fortuna Düsseldorf – Hertha BSC Berlin 3:3 (3:0), Merkur-Spiel-Arena Düsseldorf, Bundesliga, 28.02.2020, DAZN
3:0 führte Fortuna Düsseldorf bereits – und Hertha BSC stand
vor der nächsten Pleite nach turbulenten Wochen. Doch dann schoss der „Big City
Club“ in zehn Minuten drei Tore und rettete das Unentschieden. Und wahrte damit
den Vorsprung im Abstiegskampf.
Irgendwann, so in Minute 55 beim Stand von 3:0, da wussten
die Fortuna-Fans, bei wem sie sich bedanken mussten. „Jürgen Klinsmann – du
bist der beste Mann“, skandierten sie den Namen des Berliner Kurzzeit-Trainers.
Der Abgang des ehemaligen Bundestrainers („Hahohe – Euer
Jürgen“) hat den Hauptstadtclub in arge Turbulenzen geschickt. „Der Sport-Bild
wurde Klinsmanns Rundumschlag von unbekannt zugespielt, die Zeitung hat ihn am
Mittwoch veröffentlicht. Wer ihn Satz für Satz mit allen grammatikalischen
Eigenheiten gelesen hat, stellt zwei Fragen: Wie soll Hertha in diesem
Reizklima überhaupt noch erfolgreich Fußball spielen? Und: Cui bono? Wem nutzt das Durchstechen
des Papiers?“ schrieb Klaus Hoeltzenbein in der Süddeutschen Zeitung. „Es gibt bei Berlin nur Verlierer. Nur der
Boulevard freut sich“, sagte DAZN-Kommentator Uli Hebel und nannte Klinsmann
einen „Ego-Shooter“.
Die Mannschaft schien das Theater nicht verkraftet zu haben. Dabei baute Trainer Alexander Nouri das Team nach der 0:5-Schlappe gegen Köln radikal um und brachte sieben Neue samt Torwart. Doch nach zehn Minuten führte Düsseldorf mit 2:0 und beide Male sah Hertha sehr schlecht aus.
Auf der anderen Seite vergab Herthas neuer Stürmer Krzysztof Piatek in guter Position. Manchmal zeigte Piatek, warum sich einst die
Top-Klubs für ihn interessiert haben. Doch beim AC Mailand haben seine Torjäger-Qualitäten
zuletzt gelitten. Andererseits – wäre er sonst zu Hertha gekommen?
Wende durch Wolf und Mittelstädt
Die abstiegsgefährdete Fortuna kontrollierte das Spiel, auch
wenn es oft an Präzision fehlte. Die aufkommende Düsseldorfer Passivität
stört DAZN-Experte Ralph Gunesch. „Fortuna hat nicht das Format, so ein Spiel
locker nach Hause zu bringen.“ Auch Trainer Uwe Rösler gefiel das Spiel seines
Teams nicht mehr, er rannte permanent an der Seitenlinie entlang und redete auf
seine Spieler ein.
Doch Düsseldorf war in dieser Halbzeit 1 gnadenlos effektiv.
Dritte Chance, drittes Tor – und wiederum dilettierte die Hertha in ihrem
Abwehrverhalten.
Hertha brachte nach der Pause Mittelstädt und den
Ex-Dortmunder Wolf für die indisponierten Dilrosun und Lukebakio. Das
Hertha-Spiel wurde durch die Neuen stabiler, dennoch schien Fortuna alles zu
kontrollieren. Hertha mangelte es einfach an Kreativität, vieles wirkte
behäbig.
Doch der Fußball – wunderschöne Phrase – hat eben seine
eigenen Gesetze. Ein 3:0-Führung macht satt – und so drehte die schon
totgeglaubte Hertha das Spiel. Etwas Glück half: das 1:3 war ein
unglückliches Eigentor von Düsseldorfs Thommy, das 3:3 ein zweifelhafter
Foulelfmeter. Das 2:3 war hingegen ein entschlossener Abschluss durch Matheus
Cunha nach Vorarbeit von Marius Wolf.
Cunha und Wolf sorgten bei Hertha neben dem unermüdlichen Darida
für viel Schwung. Beide Teams hatten noch Chancen zum Sieg, doch es blieb beim
3:3. „Beide Mannschaften haben jeweils eine katastrophale Halbzeit vorgelegt“,
meinte Gunesch – Berlin die erste, Fortuna die zweite. Aber die Düsseldorfer
wird das Remis im Kellerduell mehr ärgern.
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